Unterschied zwischen Redrums und Remixe
Ich gehöre auch zu den Sorten DJs, die von einem Lied verschiedene Remixe und Redrums besitzt und diese auch gerne mal spielt. Oftmals sogar lieber als die Klassische Radio-Version.
Bei vielen Leuten stellen sich die Nackenhaare auf, wenn Sie nur den Namen „Remix“ hören oder dass man gerne „Remixe“ spielt. Manche Brautpaare sagen sogar Explizit, dass sie lieber die Radio Versionen spielen soll anstatt irgendwelche Remixe.
Genau hier hake ich nun mit diesem Artikel etwas ein, da ich im laufe der Jahre auch gemerkt habe, dass viele Personen (in meinem Fall Brautpaare) den Unterschied gar nicht so richtig kennen und bei dem Wort Remixe die schlimmsten Vorstellungen und Bilder im Kopf haben. Sehr gerne wird hier auch über eine „Verschandelung des Originalliedes“ gesprochen. Doch dies muss nicht immer der Fall sein.
Eines Vorweg was meine Arbeit als DJ betrifft:
Natürlich bin ich als DJ auf Hochzeiten ein Dienstleister der sich im großen ganzen an die Vorgaben der Brautpaare hält. Wenn jemand überhaupt keine „Remixe“ hören will, dann lasse ich diese selbstverständlich auch weg.
Dennoch merke ich wie soeben erwähnt Verständigungsprobleme die ich hier nun erläutern werden.
Das Wort Remix oder auch Cover wird in der Allgemeinheit gerne als Oberbegriff für eine Songveränderung oder eine Neuinterpretation eines Songs genommen. Im Grunde handelt es sich bei jeder Veränderung eines Original-Liedes um ein Remix. Deswegen zweckentfremde ich in diesem Artikel das Wort „Remix“ auch Stellvertretend öfters oder absichtlich falsch, um es verständlicher zu machen. Es gibt nämlich nennenswerte Unterschiede an „Remixe“ die man kennen und Unterscheiden sollte.
Es gibt Covers, Redrums, Remixe, Mash-Ups und das sogenannte Resampling welches seit Jahrzehnten wohl die häufigste Form des „Remixing“ ist.. Zu manchen Songs gibt es sogar noch eine Dirty und Clean Edit. Ok, diese sind nun nicht wirklich ein Remix, aber es gibt Songs, die man entweder nur als Clean-Edit oder nur als Dirty-Edit kennt. Wenn der DJ nun die andere Version spiel die man nicht kennt, verwundert es manche Person welche sich fragt, welchen „Remix“ der DJ denn hier wieder spielt.
Fangen wir doch nun mit dem ersten Begriff „Cover“ an.
Was ist ein Cover?
Ein Cover ist eine Neuinterpretation eines bereits veröffentlichten Songs durch einen anderen Künstler oder eine andere Band. Dabei wird der Song von Grund auf neu aufgenommen, jedoch in der Regel die ursprüngliche Melodie, der Text und die grundlegende Struktur beibehalten. Ein Cover kann nah am Original bleiben oder in einem anderen musikalischen Stil gespielt werden, doch es respektiert die Kernmerkmale des Originalstücks.
Das wohl wichtigste: Der Künstler oder die Band, die den Song covert, nimmt ihn neu auf, ohne auf die ursprüngliche Tonaufnahme des Originalkünstlers zurückzugreifen! Es ist eine komplette Neugestaltung des Songs durch den neuen Künstler mit neuen Aufnahmen der einzelnen Bestandteile (Gesang, Instrumente usw.).
Insgesamt ist ein Cover also eine künstlerische Hommage an das Original, oft mit einer individuellen Note des Interpreten.
Dennoch kann hier ein komplett anderer Stil erschaffen werden. Ähnlich wie bei einem Remix, oder ?!
Was ist ein Redrum?
Bei einem Redrum handelt es sich einfach gesagt um einen ganz einfachen und sehr leichten „Remix“. Hier werden die Original-Lieder (Originalaufnahmen) nur sehr leicht oder kaum verändert. Es wird legendlich der Schlagzeug-Part (eben die Drum) oder die Basslinie etwas geändert oder Aufgewertet. Ich nenne es auch gern etwas „aufgekocht“. Meist wird versucht den Original-Sound beizubehalten, aber den Rhythmus etwas zu verstärken. Manchmal werden auch ein paar Claps hinzugemischt. So wird der Song meist etwas Tanzbarer ohne den Stil des Original-Songs groß zu verändern. In manchen Fällen dient dieses Redrum dafür, ein Intro oder Outro zu generieren, sodass ein DJ einfacher Mixen kann.
Ein Redrum ist kurzum ein Remix des Original-Liedes, ohne den Song groß merklich zu verändert zu haben.
Was ist dann nun ein Remix?
Ein Remix ist (ähnlich wie bei einem Cover) eine Neuinterpretation eines bestehenden Songs. Nur dass hierbei auf die Originalaufnahme zurückgegriffen wird und verschiedene Elemente des Originals verändert, neu arrangiert oder Hinzugefügt werden. Meist auch im Stil des Remixers. Hier hat die Kreativität des Künstlers bzw. dem Remixers freien lauf.
Sei es nur eine kleine Bassline die zusätzlich eingefügt wird, die Synths sich ändern, die Geschwindigkeit langsamer oder schneller wird, nur den Refrain oder andere Schnipsel eingefügt wird und den Rest etwas umbaut oder eben ob man gar mit einem wilden durcheinander alles in allem macht. Zusätzliche Instrumente, neue Melodien, alternative Arrangements, geänderte Songstrukturen oder verschiedene Effekte beinhalten oft ein Remix. Remixe sind also ähnlich wie Covers, nur meist etwas mehr elektronischer- Dance lastiger.
Wie man sieht, kann hier von einem leichten „Remix“ bis hin zur kaum wiedererkennbaren „Remix“ alles dabei sein. Wo bei dem leicht veränderten Elementen kaum einer von einem Remix spricht oder gar den unterschied kaum merkt, ist dies bei den etwas wilden Remixen natürlich anders. Bei vielen bleibt ein unpassender oder wilder Remix im Gedächtnis und haben auch meist genau so etwas im Kopf, wenn man von einem „Remix“ spricht. Stichwort: „Verschandelung des Original-Songs“.
Dieser Satz trifft aber nachweißlich nicht immer zu wie wir später erfahren werden.
Wozu überhaupt Remixe?
Dass man bei einem 70sten Geburtstag nicht gerade den aktuellen Hypertechno Remix von einem Lied spielt, sollte eigentlich klar sein. Hier wird sicherlich der Original-Song deutlich besser ankommen.
Wenn man dagegen auf einem Festival ist, kommt dieser besagte Hypertechno Remix wohl schon besser an. Wiederrum aber wird keiner von beiden Versionen bei einer Beach-Bar oder einem Sundowner Event gut ankommen. Hier sollte man dann wenn zu einer Deep-House Version oder eine Bachata-Version des Liedes zurückgreifen.
Manchmal reicht es aus, nur eine Kleinigkeit zu verändern, um einen gewissen Stil oder Energielevel zu erreichen.
Wie ihr nun vielleicht merkt, muss ein Remix nicht immer schlimm sein. Es kommt immer auf die Situation, dem Ort und dem gerade gespielten Stil an! – sehr wichtiger Satz.
Der Zweck eines Remixes ist oft, dem Song eine neue Richtung oder Stilrichtung zu geben, die möglicherweise ein anderes Publikum anspricht oder den Song für verschiedene musikalische Genres geeignet macht um ihn dort Spielen zu können ohne dem gerade gespielten Stil zu verändern.
Sind wir doch mal ehrlich. Befinden wir uns gerade irgendwo in einem ganz bestimmten Flow, freuen wir uns doch wenn eine bekannte Melodie unsere Ohren erreicht. Manchmal erwischen wir uns dann doch, dass wir auf ein Remix mitwippen, mittanzen oder mitsingen, obwohl man den Remix so zuhause wohl weniger hören würde. Man fühlt den Vibe und hat leichte Glücksgefühle wenn ein bekanntes Lied ertönt. Sei es gemütlich sitzend in einer Bar, chillend auf einer Beach-Bar oder ähnlichem, einem Sektempfang, oder bei einem Festival.
Manchmal gibt es sogar Remixe in einem völlig anderen Genre. So hört und sieht man auf einem Rock am Ring Festival plötzlich etwas von Blümchen, den Flippers oder Heino – nur eben etwas angepasst. Gut, das ist dann schon wieder ein Cover, aber es ist ein gutes Beispiel um zu zeigen dass ein „verschandelter Remix“ doch gut ankommen kann, den man so zuhause oder in einer anderen Umgebung gar nicht feiern würde.
Es gibt Künstler die einen Song alle Jahre immer neu „Remixen“ um mit dem aktuellen Musiktrend mitzugehen und aktuell zu bleiben.
Es gibt aber viele Künstler die einer Ihren Hits bereits zu Release in mehreren Edits / Remixe veröffentlichen und gleich mehrere Styles abzudecken oder verschiedene Energielevels bereit zu stellen. Gerade im Schlagerbereich wird dies seit neuster Zeit gerne mit Dance oder House-Versionen gemacht und dann unter den Zusatz „Alternative Radio Edit“ veröffentlicht. Helene Fischer mit Atemlos oder Achterbahn, Michelle mit dem Album „30 Jahre“, Andreas Gabalier oder DJ Ötzi mit manchen Songs.
Hier komme am Rande erwähnt, nun meine Wenigkeit und mein Stil zu Vorschein, da ich meist eher die Dance-Version der Lieder spiele.
Hier geht der Twist auch schon weiter in die nächste Ebene!
Welche Version wird denn als „normal“ angesehen, welche als Remix? Die Frage lässt sich zwar etwas naiv beantworten mit der Aussage „steht doch da“ oder „die wo jeder kennt und welche im Radio gespielt wird“. Dennoch ist diese Aussage auch etwas Unklar.
Ich erinnere mich, dass ich in meiner Kindheit im Radio sowie auch auf MTV oder VIVA von den Prinzen „Alles nur geklaut“ fast ständig oder nur in einer bestimmten Version gehört habe. Ich ging Jahrelang davon aus, dass dies die „normale“ Version sei. Ich wunderte mich dann Jahre später, warum diese nirgends gespielt wurde. Es wurde immer die etwas ruhigere Version gespielt. Nochmal ein paar Jahre später, wollte ich diesen Song auf Spotify hören und habe Ihn nie gefunden. Dann wollte ich ihn auf ITunes oder Amazon-Music kaufen und wurde ebenfalls nicht fündig.
So fand ich erst nach Jahren heraus, dass „meine“ Ursprüngliche normale Radio-Version die Alternative „Rockversion“ von dem Song war, den es nur auf der Maxi CD 1993 gab. Diese langweilige, damals kaum gehörte Version, war allerdings die offizielle Radio
Hier würde also der Satz mit dem „was im am meisten im Radio läuft“ nicht passen.
Resampling
Nun kommt die wohl häufigste Art einen Song zu „Remixen“. Das sogenannte Resampling.
Hier werden Teile des Songs (z. B. Melodien, Beats oder Vocals) genommen und in einem neuen Musikstück oder einer neuen Produktion verwendet. Häufig wird in Genres wie Hip-Hop oder elektronischer Musik ein Sample aus einem älteren Song genommen und in ein neues Arrangement einfügt.
Zu guter Letzt: Mashups / Bootlegs
Bei einem Mashup oder einem Bootleg handelt es sich weniger um ein Remix aber gleichzeitig doch wieder um eine ganz spezielle Form des Remixes. Hier werden zwei oder mehr bereits existierenden Songs oder Elemente davon, miteinander kombiniert, um einen neuen Track zu erstellen. Dies kann sich auf verschiedene Aspekte eines Songs beziehen, wie Melodie, Gesang, Rhythmus oder Instrumentalparts, die miteinander gemischt werden, um etwas Neues zu schaffen.
Mal etwas mehr, mal etwas weniger gut.
Eines der bekanntesten Mash-Ups ist Linkin Parks – Numb/Encore. Hier wurde Jay-Z’s „Encore“ mit Linkin Parks „Numb“ kombiniert, um eine nahtlose Verschmelzung von Rock und Hip-Hop zu schaffen.
Bei DJs gerne genommen wird auch der Song „Skys Ending“ bei dem der bekannte Track „Sky & Sand“ von Paul Kalkbrenner mit dem Harmonischen Song Names „Happy Ending“ von Mika gemischt wurde.
Zahlreiche sehr kreative und energiegeladene Mash-Ups machen unter anderen das italienische DJ- und Produzentenduo „DJs From Mars“.
Original-Version oder Remix ?!
Schwierig wird es nun auch, wenn jemand sagt:
„ich finde die Original-Version am besten.“ oder
„spiele am besten die Original-Version“.
Meint diese Person dann wirklich die Original-Version?!
Kennt diese Person die Original-Version?!
Es gibt es viele Lieder, deren Original-Lied erst mit der Remix-Version bekannt wurden (O-Zone). Viele Kennen somit die Original-Version (erstmal) gar nicht und bezeichnen den Remix als Original. Dieses Problem merkt man oft bei den verschiedenen Generationen. Es gibt aber auch Songs, deren Remix sogar besser und vor allem weitaus bekannter wurde wie das Originale. Auch hier kennen manche sogar das Originale nicht.
Kurioser wird es dann wenn ein paar Jahre später dieser erfolgreiche Remix, den manche als Original bezeichnen, wieder erfolgreich geremixt wurde. 🤯
Fazit:
Ein „Remix“ ist keineswegs per se schlecht. Sie sind legitime und kreative Ausdrucksweisen, die Musik auf unterschiedliche Weise neu beleben können. Remixe egal in welcher Form, beleben den Ursprungssong oftmals erfolgreich wieder neu..
Ob ein Remix als „gut“ oder „schlecht“ empfunden wird, hängt stark von persönlichen Vorlieben, dem Geschmack der Zuhörer, der Qualität der Umsetzung, und wie anfangs erwähnt an dem Ort und dem geraden gespielten Stil ab.
Sie bereichern egal wie, die Musiklandschaft und bieten frische, kreative Blickwinkel auf bekannte Werke.